Kaspar Hauser
Eine kurze Episode der Stadtgeschichte, auf welche vermutlich die Oberpfalz, Nürnberg, München, Frankreich, England und - wie lange gemutmaßt wurde - das Land Baden sehr viel mehr Einfluß hatten, rückt Ansbach immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit: Eine mysteriöse Kriminalgeschichte und ein tragisches Opfer, das von seinem Schicksal eher zufällig nach Ansbach geführt wurde. Gemeint ist Kaspar Hauser, das "Kind von Europa", das von 1830 bis zu seinem gewaltsamen Tod im Dezember 1833 in Ansbach lebte. Nicht nur der Tod Hausers ist ein Mysterium geblieben. War er der legitime Nachfolger des badischen Großherzogs, der illegitime Sproß aus einem anderen europäischen Adelsgeschlecht oder vielleicht der Sohn einer Tiroler Magd? Niemand vermochte bisher zu sagen, woher der Findling kam, der 1828 in Nürnberg aufgetaucht war, verwahrlost und kaum der Sprache mächtig.
Nur soviel stand seit der DNS-Analyse, die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die Stadt Ansbach 1996 in Auftrag gegeben haben, fest: Kaspar war kein badischer Prinz. Eine neue Untersuchung, die von der Universität Münster im Auftrag des ZDF durchgeführt wurde, will Kaspars Verwandtschaft mit dem Hause Baden nun doch nachweisen können. Bis zur Veröffentlichung der wissenschaftlichen Ergebnisse darf aber weiterhin gerätselt werden.
2002 führten Wissenschaftler des rechtsmedizinischen Instituts aus Münster eine weitere Genanalyse durch, die durch eine ARTE-Dokumentation bekannt wurde. Sie nutzten sechs Proben toten Gewebematerials (u.a. Haare) und fanden heraus, dass dessen genetischer Code nicht mit dem von der Unterhose Kaspar Hausers stammenden Blut identisch ist. Dagegen sei die genetische Übereinstimmung mit weiblichen Nachfahren der Stephanie de Beauharnais relativ hoch. Ein endgültiges wissenschaftliches Gutachten steht indessen noch aus.
Ein Denkmal in der Altstadt, ein Gedenkstein am Ort seiner Ermordung im Hofgarten, eine komplette Abteilung im Markgrafenmuseum und sein Grab mit der Inschrift "Hier ruht Kaspar Hauser, ein Rätsel seiner Zeit, unbekannt die Geburt, geheimnisvoll die Umstände seines Todes" erinnern an sein Schicksal. Seit dem Jahr 1998 veranstaltet die Stadt Ansbach im zweijährigen Turnus die Kaspar-Hauser-Festspiele.