Tag der Deutschen Einheit
Bei der städtischen Gedenkfeier sprach Bürgermeisterin Elke Homm-Vogel, sie vertrat Oberbürgermeister Thomas Deffner, der sich in Quarantäne befindet, anlässlich des Tages der Deutschen Einheit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Ansbacherinnen und Ansbacher,
vielen Dank, dass Sie auch in diesem Jahr wieder am Tag der Deutschen Einheit zu unserer Gedenkfeier gekommen sind und hier am Berliner Mauerstück an die Wiedervereinigung Deutschlands erinnern. „Unser“ Berliner Mauerstück ist für uns und für Gäste unserer Stadt ein markantes Zeichen deutscher Geschichte, eine Erinnerung am Wege des Vergessens.
Auf Bundesebene hat es sich etabliert, dass die zentrale Feier durch Deutschland „wandert“ und alle Bundesländer beteiligt, sie macht dieses Jahr Station in Erfurt. Aber auch an anderen Orten – wie traditionell auch bei uns in Ansbach halten wir inne und erinnern und an die die friedliche Revolution von 1989 und die Wiedervereinigung im Jahre 1990.
Wir erinnern uns an die Männer und Frauen, die für Freiheit und Demokratie auf die Straße gegangen sind. Immer wieder, jeden Montag, bis die Mauer fiel. Wir denken an die Bilder vom 9. November 1989, als sich viele Ostberliner auf den Weg nach Westberlin machten, unsicher, ob die Mauer auch in den kommenden Tagen offenbleibt, Menschen, die direkt über die Mauer kletterten oder begannen die Mauer einzureißen. Wir denken an die Feierlichkeiten vom 3. Oktober 1990 am Brandenburger Tor. Ost und West feierten zusammen. Besonders in diesem Jahr denken wir auch an einen großen Politiker, Michail Gorbatschow, der am 30. August 2022 verstarb. Auch dank seiner Politik wurde die Wiedervereinigung möglich. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte ihn zu seinem Tod als „mutigen Reformer und einen Staatsmann, der vieles gewagt hat“. Seine Politik ermöglichte Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa und den Fall des Eisernen Vorhangs.
Im Rahmen der Vorbereitungen für die Feierlichkeiten im Freistaat erklärte Ministerpräsident Dr. Markus Söder „Zusammenwachsen bedeutet für mich, dass wir unsere Stärken bündeln – zu einem großen gemeinsamen WIR.“ Das „große gemeinsame Wir“: So kennt die junge Generation Deutschland: Eine ganze Generation hat die zwei deutschen Staaten nicht mehr erlebt, Deutschland ist zusammengewachsen.
Die jungen Frauen und Männer, die nach 1990 geboren wurden, ist in einem geeinten Deutschland und einem friedlichen Europa aufgewachsen. EIN Deutschland wurde zur Normalität. Der Gedanke an zwei deutsche Staaten, die durch die Mauer getrennt wurden, ist kaum noch vorstellbar. Gerade für junge Menschen. Freiheit, Demokratie und Frieden wurden seit der Wiedervereinigung nach und nach für uns alle zur Selbstverständlichkeit. Die Europäische Einheit ist ebenfalls gewachsen und brachte Stabilität.
Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 änderte sich dies und es herrscht Krieg in Europa. Uns wurde dadurch verdeutlicht, dass es nicht selbstverständlich ist in Freiheit und einer demokratischen Grundordnung zu leben, die es nun zu bewahren gilt. Die Tage vor dem Einmarsch und die Propaganda danach zeigen, wie die Rhetorik von autokratischen Staaten und Führern funktioniert. Kritische Stimmen werden unterdrückt, Menschen die auf die Straße gehen, werden verhaftet. ‚Falsche‘ Worte können zu ‚stillen Waffen‘ werden und zu Repressalien führen.
Blicken wir zurück in die Geschichte, sehen wir, dass es dort jahrzehntelang ähnliche Strukturen gab. Menschen, die eine kritische Meinung äußerten, mussten mit Benachteiligung, Strafen oder sogar Gefängnis rechnen. Die Geschichte zeigt aber auch, dass sich der Wunsch nach Freiheit und Demokratie durchsetzen kann. Dies lässt uns hoffen, auf ein friedliches, demokratisches Europa!
Deutschland ist zusammengewachsen. Sehen wir das geeinte Deutschland, sehen wir auch, dass es sich lohnt für diese Werte zu kämpfen. Es ist unsere Aufgabe, die freiheitliche, demokratische Grundordnung zu erhalten, für Frieden zu werben und autokratische Systeme entschieden abzulehnen. Das ist nur gemeinsam zu schaffen – in Deutschland, der EU und der NATO.
Für diese große Aufgabe, Frieden und Demokratie zu wahren, müssen wir alle Opfer bringen. Der Kampf der Ukraine um Unabhängigkeit, Freiheit und Friede wirkt sich auch auf unseren Alltag aus. Wir spüren tag täglich die gestiegenen Preise, sei es an der Supermarktkasse, an der Tankstelle oder bei den Gas- und Strompreisen.
Dies belastet viele von uns – nicht nur finanziell. Daher müssen wir nun zusammenstehen, dürfen keine Spaltung der Gesellschaft zulassen, müssen uns gegen extreme politische Strömungen wehren!
„Wir sind ein Volk!“: Dies gilt nicht nur, wenn es uns gut geht, in Zeiten von wirtschaftlichem Aufschwung und Wohlstand, sondern besonders auch in Krisen. Diese können wir gemeinsam bewältigen! Daher möchte ich Sie bitten, sich auch weiterhin für ein geeintes, friedliches, demokratisches Deutschland einzusetzen und unsere Grundwerte zu verteidigen! Bevor wir nun gemeinsam die deutsche Nationalhymne singen, danke ich Ihnen, dass Sie mit Ihrem Kommen heute Ihre Unterstützung für diese Werte symbolisiert haben und wünsche Ihnen einen schönen Tag der Deutschen Einheit. Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle streben, brüderlich mit Herz und Hand!
Bürgermeisterin Elke Homm-Vogel